Wenn du dir nicht sicher bist, welche Blende du bei Hochzeitsfotos wählen sollst, möchten wir dir hier einen einfachen Leitfaden an die Hand geben. Es gibt auf einer Hochzeit unzählige Situationen, abhängig vom Moment, dem Licht und dem Objekt, das du fotografierst. Daher ist es unmöglich, eine allgemeingültige Antwort zu geben. Im weiteren Beitrag gehen wir daher auf verschiedene Situationen bei einer Hochzeit ein und erklären, wieso wir welche Blende wählen. Und ganz ehrlich, wie bei jeder Art von Kunst, gilt auch bei der Wahl der Blende als Gestaltungsmittel eines Bildes: Geschmack ist subjektiv.

Ganz allgemein gesprochen gilt für uns:

Wähle eine eher geöffnete Blende für Hochzeitsfotos

Wenn es dein Objektiv zulässt, solltest du bei Hochzeitsfotos eine Blende von 2.8 oder geringer wählen. Dies führt dazu, dass dein Hochzeitspaar oder das Objekt, das du gerade fotografierst, durch die Unschärfe vom Hintergrund separiert wird. Der Hintergrund wird unscharf und Lichter werden im Bokeh zu schönen "Lichtblasen". Außerdem ist es in den meisten Situationen durch eine offene Blende möglich, einen niedrigen ISO-Wert und eine schnelle Belichtungszeit zu wählen.

 

Wie die Wahl der Blende dein Bild beeinflusst

Bilder mit eher geöffneter Blende zeichnen sich in der Regel durch einen unscharfen Hintergrund aus. Gleichzeitig sorgt die geöffnete Blende für einen starken Lichteinfall und einer entsprechend schnellen Belichtungszeit. Bei normalem Tageslicht wird daher ein richtig belichtetes Bild mit eher geöffneter Blende wenig bis keine Bewegungsunschärfe haben.

Auch wenn das keine allgemeingültige Definition ist, entspricht für uns eine "eher geöffnete Blende" der Offenblende bis f2.8. Eine "eher geschlossene Blende" liegt für uns bei Werten ab f2.8 bis f5.6. Und alles darüber ist für uns eine "geschlossene Blende".

Wir gehen davon aus, dass du keine physikalische Erklärung eines Objektivs und einer Blende suchst. Solltest du dich trotzdem dafür interessieren, dann findest du bei Traumflieger wirklich alles, was es zu Kameras und Objektiven zu wissen gibt. Lass dich nicht vom Aussehen der Website täuschen!

Portrait der Braut kurz vor der Trauung

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Canon EF 50mm 1.2 bei f1.4

Obwohl die Braut sehr nah an der Mauer steht, verschwimmt die Struktur der Mauer im Hintergrund aufgrund der geöffneten Blende und die Braut wird sehr schön vom Hintergrund separiert. Der Fokus liegt ganz eindeutig auf den strahlenden Augen und ihrem Lächeln!

Wenn du mit einer eher geschlossenen Blende fotografierst, führt das zu einer durchgehenden Schärfe im Bild. Je nachdem, wie du die Komposition des Bildes wählst, liegen unwichtige Details im Hintergrund in der Schärfe und sorgen für ein unruhiges Bild. Wenn es dir jedoch gelingt, einen spannenden Bildbereich im Vordergrund und einen spannenden Bildbereich im Hintergrund gut zu platzieren, dann ist es für das Erzählen der Geschichte im Bild ein sehr schönes Stilmittel, eine durchgehende Schärfe durch die eher geschlossene Blende zu wählen.

Sektempfang nach der Trauung

Canon 5D MK IV (Werbung: Amazon Partner Link)
Sigma 35mm 1.4 Art bei f4.0 (Werbung: Amazon Partner Link)

Um in dieser Szene die entspannte Stimmung nach der Trauung der gesamten Gesellschaft festzuhalten, ohne einen optischen Fokus auf einen einzelnen Gast zu legen, wurde hier auf Blende 4.0 abgeblendet.

 

Warum wir eine eher offene Blende für Hochzeitsfotos wählen

Für uns gibt es drei Gründe, warum wir eine eher geöffnete Blende für die Hochzeitsfotos wählen.

  1. Wir mögen den Look von offenblendigen Bildern.

    Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Aber wir mögen den Look unserer Bilder mit eher geöffneter Blende.

  2. In wichtigen Momenten müssen wir uns nur zweit- oder drittrangig mit der Komposition des Hintergrundes befassen und können die Emotionen des Brautpaares oder der Gäste festhalten.

    Bei der Reportage der Hochzeit nehmen wir keinen Einfluss auf das Geschehen. Gerade in den wichtigen Momenten, wie der Trauung, müssen wir schnell reagieren. Damit wir in solchen unwiederbringlichen Momenten unsere Aufmerksamkeit ganz auf das Brautpaar legen können und uns weniger um die Komposition des Hintergrunds sorgen möchten, fotografieren wir mit einer eher geöffneten Blende.

  3. Eine eher geöffnete Blende gibt genügend Licht für eine ausreichend schnelle Belichtungszeit.

    Durch offene Blende und die daraus resultierende schnelle Belichtungszeit können wir einen sehr überraschenden Moment auch mal aus der Bewegung fotografieren.

Brautpaarbilder vor dem Kettenkarussell

Canon 5MK IV (Werbung: Amazon Partner Link)
Sigma 35mm 1.4 Art bei f1.8 (Werbung: Amazon Partner Link)

Um die Bewegung des Kettenkarussells einzufrieren, konnte hier durch die Blende von f1.8 eine Belichtungszeit von 1/1250 gewählt werden.

Am Kettenkarussell sind außerdem die „Lichtblasen“, das Bokeh, zu sehen, das durch die geöffnete Blende entsteht.

Brautpaarbild vor Kettenkarussell bei Blende
 

Was du bei der Wahl einer eher geöffneten Blende wissen musst

  1. Eine eher geöffnete Blende kann zu Vignettierung, Verzerrungen am Bildrand oder zu chromatischen Aberrationen führen.

    Verzerrungen, Vignettierung und chromatische Aberrationen lassen sich in der Regel von gängigen Bildbearbeitungsprogrammen, wie Adobe Lightroom oder Capture One problemlos entfernen.

  2. Eine eher geöffnete Blende kann bei manchen Objektiven zu unschönem Bokeh führen.

    Das unschöne Bokeh bei unserem Canon EF 85mm 1.8 ist ein Grund, wieso wir dieses Objektiv eher selten einsetzen. Unschön ist für uns ein sehr unruhiges, verwaschenes Bokeh, das vom eigentlichen Bild ablenkt.

  3. Die meisten Objektive erreichen erst abgeblendet ihre maximale Schärfe

    Uns ist bei Hochzeitsfotos die Emotion im Bild das wichtigste und es geht uns nicht darum, dass man die Schärfe des Bildes auf 200 Prozent Vergrößerung begutachten kann. Daher spielt für uns eine geringere Schärfe bei einer eher geöffneten Blende eine nachgeordnete Rolle. Trotzdem sollte man wissen, dass man mit geöffneter Blende Bildqualität verlieren kann.

 

Zwei Gründe, wieso du die Blende schließen solltest

  1. Durch die geringe Schärfentiefe der geöffneten Blende verlierst du interessante Bereiche im Vorder- oder Hintergrund in der Unschärfe.

    Mit wachsender Erfahrung wirst du merken, dass eine offene oder eher geöffnete Blende und die daraus resultierende Unschärfe ein wenig langweilig werden kann. Die Geschichte des Bildes ist lediglich das im Fokus stehende Objekt. Alles andere, wie bspw. die Reaktion der Gäste beim ersten Kuss, verschwindet in der Unschärfe.

  2. Nach dem Fokussieren kann schon die kleinste Bewegung dazu führen, dass der eigentlich scharfe Bereich des Bildes in die Unschärfe rückt.

    Das kann gerade bei Portraits ein Problem werden. Nichts sieht merkwürdiger aus, als ein Portrait bei dem die Augen sehr offensichtlich nicht im Fokus liegen. Falls deine Kamera über keinen Augenautofokus verfügt, hilft es den Fokuspunkt manuell so zu verschieben, dass er auf einem Auge, oder möglichst in der Nähe, liegt. Zusätzlich kannst du die Blende so weit schließen, dass auch bei kleinen Bewegungen weiterhin die Augen im Fokus liegen.

Brautpaarbilder bei Offenblende

Canon 5D MK IV (Werbung: Amazon Partner Link)
Canon EF 50mm 1.2 bei f1.2

Hier das absolute Gegenteil einer geschlossenen Blende - Offenblende mit zwei Menschen im Bild. In diesem Fall ist der unscharfe Bräutigam gewollt. Aber wenn man genau hinschaut, ist das Auge der Braut durch eine kleine Bewegung nach dem Fokussieren bereits nicht mehr komplett scharf. Um das zu vermeiden, hätte hier ein wenig abgeblendet werden sollen.

 

 

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